Kangeiko (02/2010)

Kangeiko 2010. Aus der Sicht eines zweifachen Wiederholungstäters. Manche Leute mögen es für etwas Besonderes (oder gar Beklopptes?) halten, wenn sich eine Gruppe Karatekas morgens um 5 Uhr im Dojo trifft, um eine Stunde lang im dunklen Klettenbergpark Karate zu trainieren. Manche Leute halten es vielleicht für etwas Besonderes (oder gar total Bescheuertes), wenn diese Gruppe das eine ganze Woche lang tut. Manche Leute halten es vielleicht für etwas Besonderes (oder gar Masochistisches), wenn diese Gruppe auch noch Geld dafür bezahlt. Umso ungewöhnlicher, wenn jene Gruppe diese Tatsachen an sich für selbstverständlich und gott(oder trainer-? Oder ist das das gleiche morgens um 5.17 Uhr mit den Füßen auf dem Pfosten?)gegeben erachtet, da sie bereits langjährige Tradition im Dojo haben. Andere Dinge dafür aber werden von dieser Gruppe als besonders betrachtet: erster Trainingstag nur kurze Jogging-Runde, dann Training im Dojo. Zweiter Morgen Training auf dem Bolzplatz an der Sülzburgstraße. Dritter Tag Training am Decksteiner Weiher... Außerdem Regen, beinahe schon warme Temperaturen (bis zu 11 Grad!), zunehmende statt abnehmende Teilnehmerzahlen über die Woche hinweg. Aber gerade das macht den Kangeiko wohl aus. Jedes Jahr, jedes Training und jeder Tag sind anders. Am ersten Tag denkt man sich vielleicht noch am Vormittag, dass das Ganze ja eigentlich nicht so schlimm ist und fast keine Auswirkungen auf den restlichen Tagesverlauf hat. Zwei bis drei Tage später berichten die Trainingspartner, dass sie plötzlich regelmäßig akuten Mittagsschlafbedarf haben, sie aus dem Büro heimgeschickt werden, weil die Kollegen den übermüdeten Karateka nicht mehr ertragen und ihre Partner, Kinder und Familien sie für komplett durchgeknallt erklären. Wenn ich versuche, objektiv darüber nachzudenken, halte ich mich ja selbst schon für ein wenig sonderbar... Nur gut, dass ich meinen Nachbarn erst am Samstag auf dem Rückweg aus dem Klettenbergpark getroffen habe und hinterher sagen konnte, dass wir als Trainingseinheit diesmal nur eine Runde laufen waren. Wie um alles in der Welt hätte ich ihm erklären sollen, warum wir an einer belebten Einkaufsstraße vor der Bäckerei auf Fäusten stehend an der Ampel warten? Ich warte gespannt, was sich Dirk nächstes Jahr für uns einfallen lassen wird und hoffe inniglich, dass ich daran denken werde, die Lehrgangsgebühr rechtzeitig zu bezahlen!

Oss, Stefan