Eröffnung (03/2003)

Wie alles begann....

Ich war mal wieder auf einer Fortbildung, ausnahmsweise in Köln, und hatte mir für meine Pause das Capitol auf den Ringen ausgesucht. Was ich nicht ahnte war, dass diese Entscheidung mit weitreichenden Veränderungen in meinem Leben einhergehen würde. Im Capitol traf ich nämlich Dirk Degenhardt. Wir hatten früher in der Karate Gemeinschaft Bergisch Gladbach zusammen trainiert. Unsere Beziehung hatte damals noch nicht die Tiefe, die sie von diesem Tag an bis heute bekommen sollte. Dirk organisierte eine Sylvesterparty und lud mich dazu ein. Wir verblieben so, dass ich ihn zurückrufen sollte. Leider rief ich zu spät an, doch bei dem Telefonat erwähnte Dirk, quasi in einem Nebensatz, dass er eine Karateschule in Köln eröffnen möchte. Er fragte, ob ich nicht Lust hätte, unter ihm zu trainieren. Einige Zeit später, im Herbst 2001, fand ich mich barfuss trainierend im Wald von Bergisch Gladbach wieder. Die Schule, das war zunächst ich. Und damit war auch klar, wer die Fehler macht. Verstecken war nur bedingt möglich. Besonders beim Freikampf in einem zeitweise umfunktionierten Kellerraum von 12qm wurde es schon mal eng. Diese Phase meines Trainings war sehr intensiv und ich möchte keine Sekunde missen. Nur wenn man seine Grenzen kennenlernt, kann man an ihnen arbeiten und sie gegebenenfalls verschieben. In dieser Zeit hat sich die für mich bis heute wichtigste Dojokun: Durch Demut kommt Stärke verankert. Damit Demut nicht zu blindem Gehorsam wird, ist es entscheidend, wie stark man seinem Gegenüber vertraut. In dieser Zeit ist zwischen Dirk und mir dieses Vertrauen gewachsen und so wurde ich Stück für Stück auf meine Zeit als Trainerassistent vorbereitet. In der Zwischenzeit hielten wir Ausschau nach geeigneten Trainingsmöglichkeiten. Eine solche ergab sich vorübergehend in der Turnhalle vom KHTC Blau Weiß. Am 19.04.2002 war es dann soweit: das erste Training. Die Turnhalle hatte einen schönen Parkettboden und auch sonst eine nette Atmosphäre, wenn man mal davon absah, dass der Parkettboden direkt auf Beton lag und häufig mit Glas gespickt war. Aber wer Karate trainiert, ist daran gewöhnt, aus wenig viel zu machen. So mangelte es uns zunächst noch an karatespezifischen Trainingsgeräten sofern es solche überhaupt gibt. Also bezogen wir Hockeytrainingsgeräte, Hula-Hup-Reifen und Sitzbänke in das Training ein. Später kamen selbst gemachte Gegenstände, wie etwa unsere kleinen Sandsäckchen oder auch einfache Wäscheklammern und Bierdeckel hinzu. Gelegentlich nutzten wir den nahe gelegenen Stadtwald als Trainingsstätte. Der Wald bietet ja bekanntermaßen einen reichen Fundus an Trainingsmöglichkeiten. Nach und nach wuchs eine Gemeinschaft, und es freut mich zu sehen, dass einige Kinder und Erwachsene vom ersten Tag an bis heute ununterbrochen in der Karate Kunst Schule trainieren bzw. mittlerweile sogar selber als Trainerassistenten tätig sind. Natürlich haben auch die geselligen Abende nach dem Training in der Gastronomie des Blau Weiß zur Bildung der Gemeinschaft beigetragen und sollen nicht unerwähnt bleiben. Manch einer versucht noch heute vergeblich einen Milchkaffee zu bekommen - ohne Kondensmilch. Während der gesamten Zeit blieben wir auf der Suche nach einem geeigneten Dojo, denn die Räumlichkeiten im Blau Weiß dienten nur zur Bildung einer Basis. Vorübergehend mietete Dirk weitere Trainingsstätten, wie etwa die Halle der Hauptschule Mommsenstraße an, um der immer größer werdenden Schar karatebegeisterter und trainingshungriger Menschen Möglichkeiten zu bieten. Nach vielen und noch mehr Besichtigungen, Kostenvoranschlägen, Umbauplänen und Finanzierungsbeispielen für andere Räumlichkeiten, bestellte mich Dirk schließlich zu einer ehemaligen Tanzschule auf dem Gottesweg. Kaum hatten wir das Gebäude betreten, setzten die üblichen Überlegungen über Größe, Boden notwendige Umbauten und damit verbundene Kosten ein. Aber entscheidend war die Aussage von Dirk: Ich habe uns hier schon trainieren gesehen. So wurde die ehemalige Tanzschule auf dem Gottesweg 169 zu unserem Dojo. Durch einen unglaublichen Kraftakt aller beteiligten Menschen, entstanden nach und nach die Grundzüge des heute bekannten Dojos. Von früh bis spät wurden Wände eingerissen, an anderer Stelle aufgebaut, verputzt, angestrichen, Umkleiden und eine Theke gebaut. Selbstverständlich lief das Training abends nach den Umbauten wie gewohnt weiter und wer glaubt, dass die Einheiten in der Zeit weniger intensiv gewesen wäre, der hat noch nicht unter dem jungen Krieger trainiert. Aber zum Jammern blieb keine Zeit und jeder, der heute unser Dojo betritt, kann sich ein Bild davon machen, was hier entstanden ist. Das Allerwichtigste aber ist, dass der Wille zur Weiterentwicklung und Veränderung weiterhin vorhanden ist und hoffentlich immer vorhanden sein wird. Am 15.03.2003 war dann der Tag der Eröffnung gekommen. Fleißig hatten alle bis dahin entstandenen Gruppen Katas, Bruchteste oder anderes einstudiert, um sie auf der Eröffnungsfeier vorzuführen. Das Dojo war proppenvoll und entsprechend groß war die Aufregung. Mit dieser Resonanz hatte keiner gerechnet. Alle meisterten ihre Aufgaben mit Bravour und der Tag wurde ein voller Erfolg. Das Dojo wurde mit Leben gefüllt. Der Anfang war gemacht. Es ist schön zu sehen, welche Ergebnisse ein Gedanke im Kopf eines Menschen bringen kann.

Oss, Dirk Teike